Der Diabetes ist eine systemische Erkrankung, der im Rahmen der zahnärztlichen Behandlung Rechnung getragen werden muss. In diesem Vortrag erläutert Dr. Dr. Markus Tröltzsch die pathophysiologischen Grundlagen der Erkrankung, die Möglichkeiten einer adäquaten Therapie sowie die Auswirkungen des Diabetes auf die Wundheilungskapazität betroffener Patienten. Ungeachtet des Typus des Diabetes – der Typ-I-Diabetes als angeborene Autoimmunkrankheit mit einem absoluten Insulinmangel, der Typ-II-Diabetes als akquirierte Insulinresistenz – führt er, unbehandelt, zu einer Erhöhung der HbAIc-Werte der Patienten sowie zur Ausbildung von Advanced Glycation Endproducts und folglich zu einem erhöhten proinflammatorischen Potenzial.
Die Folgen reichen von makro- und mikrovaskulären Schädigungen bis zu extremen Verzögerungen der Wundheilung, welche auch das Outcome zahnärztlicher Interventionen drastisch verschlechtern. Vergleichbar mit dem diabetischen Fuß, der, durch Vaso- und Neuropathien als Folge einer Bagatellverletzung entstehen kann, können auch die periapikalen Gewebe und die Mukosa durch zahnärztliche Behandlungen betroffen und in ihrer Heilungskapazität eingeschränkt sein. Chirurgische Maßnahmen sollten deshalb bei HbAIc-Werten unter 7,5 % sowie unter lokaler Antiseptik und evtl. unter systemischer Antibiose durchgeführt werden. Zudem sorgt eine spannungsfreie Nahtsetzung und das Belassen dieser über den gewöhnlich gültigen Heilungszeitraum hinaus für eine Vermeidung von Komplikationen bei der Behandlung von Patienten mit Diabetes.