Von einer parodontalen Rezession spricht man, wenn sich der marginale Gingivarand apikal der Schmelz-Zement-Grenze eines Zahnes befindet. In diesem ersten Teil seines Vortrags erläutert PD Dr. Jamal Stein die morphologisch-prädisponierenden Faktoren für die Entstehung von Rezessionen und schafft einen Überblick hinsichtlich der Möglichkeiten ihrer chirurgischen Deckung. Eine dünne, bukkale Knochenlamelle, kieferorthopädische Eingriffe, ein Zahndurchbruch außerhalb der keratinisierten Gingiva sowie genetische Einflüsse können in Kombination mit einer traumatischen Putztechnik, Entzündungen sowie iatrogenen Faktoren zur Ausbildung parodontaler Rezessionen führen. Freiliegende Zahnhälse und damit verbundene Hypersensibilitäten sowie ästhetische Einbußen, vor allem im Bereich der Oberkieferfrontzähne, sind die für den Patienten dauerhaft zu tragenden Konsequenzen eines solchen Zahnfleischrückgangs. Vor allem die Transplantation subepithelialen Bindegewebes hat sich zur Deckung freiliegender Wurzeloberflächen in den vergangenen Jahren als Goldstandard etabliert und das Freie Schleimhauttransplantat weitgehend verdrängt. Letzteres erwies sich vor allem aufgrund seiner schlechten farblichen Anpassung an die Mukosa des Empfängerbetts als nachteilig. Das langfristige Ziel der Parodontalchirurgie ist es allerdings, auf ein autologes Transplantat verzichten und stattdessen im Rahmen der Geführten Gewebsregeneration (GTR) auf Membranen, Knochenersatzmaterialien und Biologics in Kombination mit lokal gestielten Lappen zur Deckung parodontaler Rezessionen zurückgreifen zu können.