Aktuelle Erkenntnisse zeigen mittlerweile eindeutig, dass Karies und Parodontitis nicht − wie lange angenommen − primär durch mangelhafte Mundhygiene ausgelöst werden, sondern durch eine krankheitsfördernde Veränderung der Zusammensetzung der oralen Mikroflora. Ursache für diese auch Dysbiose genannten Veränderungen sind meist Umweltfaktoren wie falsche Ernährung, Stress, Rauchen und mangelnde körperliche Aktivität. Diese Faktoren können durch eine erblich bedingte mangelnde Fitness des mukosalen Immunsystems weiter verstärkt werden. Ziel moderner präventiver Zahnheilkunde ist daher nicht der hundertprozentig plaquefreie Zahn, sondern vielmehr die dauerhafte Etablierung einer gesundheitskompatiblen oralen Mikroflora, die weder eine Entzündung am Zahnhalteapparat hervorruft noch Säureschäden an der Zahnhartsubstanz verursacht. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein gesundheitsförderlicher Lebensstil mit vielseitiger Ernährung, Bewegung und Rauchverzicht unumgänglich. Da Lebensstiländerungen auch in der Medizin zu den schwierigsten Aufgaben gehören und sich vielfach nur unvollständig umsetzen lassen, bleiben etablierte Konzepte der Mundhygiene und der professionellen Zahnreinigung weiter zentral wichtig. Sie lassen sich aber sinnvoll ergänzen, zum Beispiel durch den regelmäßigen Konsum so genannter probiotischer Lebensmittel, die spezifische Bakterien wie etwa bestimmte Laktobazillenarten enthalten, die in der Lage sind, aktiv Karies und Parodontitis auslösende Keime zu hemmen. Solche Bakterien finden bei Patienten mit gesundem Lebensstil „von selbst“ in der Mikroflora von Mund und Darm sehr gute Lebensbedingungen. Bei Patienten mit gesundheitsschädlichem Lebensstil finden sie jedoch keine ausreichenden Öko-Nischen. Sie sollten deshalb durch probiotische Präparate zugeführt werden. Im Vortrag werden entsprechende Fallbeispiele vorgestellt.