Form follows function: Dies sollte der allgemeine Leitsatz der Zahnmedizin sein. Warum also die Funktion im zahnärztlichen Alltag mindestens genauso viel Aufmerksamkeit erfahren sollte wie die Ästhetik und wie ein praktikables Konzept dafür aussehen kann, erläutert Dr. Jan Hajtó, München. Im zweiten Teil seines Vortrags stellt er konkret den Zusammenhang zwischen Okklusion und craniomandibulären Dysfunktionen her und erläutert pragmatische Funktionskonzepte für die tägliche Praxis. Laut Dr. Hajtó sind die Ursprünge craniomandibulärer Dysfuktionen multifaktoriell, also es existieren nicht zwangsläufig kausale Zusammenhänge zwischen intraoralen Befunden und den klassischen Symptomen: Eine vergleichbare Okklusion kann bei zwei unterschiedlichen Patienten zu völlig unterschiedlichen Befunden und Diagnosen führen, da psychosomatische Komponenten, Stress und vor allem die muskuläre Adaptation an okklusale Interferenzen eine wesentliche Rolle spielen. Dennoch ist es unumstritten, dass eine fehlerhafte Okklusion ein großer Risikofaktor für die Ausprägung von Dysfunktionen darstellt. Vor der Inkorporation von Zahnersatz jeglicher Art muss ein Funktionsbefund durchgeführt werden, um festzustellen, ob eine Therapie potentieller Störungen für die Langlebigkeit der Prothetik und das Wohlgefühl des Patienten nötig ist. Dr. Hajtó stellt darüber hinaus Funktionskonzepte für die tägliche Praxis vor, geht auf die Begriffe der statischen und dynamischen Okklusion sowie die Schienentherapie ein und demonstriert zuletzt den aus den USA stammenden Leaf Gauge, der zu einer relativ unkomplizierten Identifikation okklusaler Interferenzen herangezogen werden kann.