Bei der Entscheidungsfindung zwischen festsitzender und herausnehmbarer Implantatprothetik spielen psychologische Aspekte bei fast allen Patienten eine große Rolle. Das Bild der herausfallenden Prothese der Großeltern am Mittagstisch geistert noch immer in unseren Köpfen umher. In diesem Vortrag diskutiert Prof. Dr. Ralf Bürgers Vor- und Nachteile von festsitzenden und herausnehmbaren prothetischen Versorgungen.
Er geht hierfür auf generelle implantologisch-prothetische Strategien ein, gibt einen Überblick über Materialien der Wahl und erläutert im Anschluss, warum er letztlich meistens herausnehmbaren implantatprothetischen Versorgungen gegenüber kontemporären All-on-4 oder All-on-6-Konzepten den Vorzug gibt. Prof. Bürgers Argumente für herausnehmbare Rehabilitationen sind allen voran von Pragmatismus geprägt. In diesem Zusammenhang ist beispielsweise die rote Ästhetik zu nennen.
Knochenrückgang und Verluste der keratinisierten Gingiva führen zu freiliegenden Implantatwindungen und damit in vielen Fällen zum optischen Supergau, vor allem im Oberkiefer-Frontzahnbereich. Herausnehmbare Versorgungen bieten hier die Möglichkeit, mittels zahntechnischer Hilfe rasch zu intervenieren und optimale ästhetische Verhältnisse wiederherzustellen. Gleiches gilt im Falle von Zahn- und Implantatverlusten, wo Prothesen beliebig erweitert und repariert werden können.
Des Weiteren spielt die Hygienefähigkeit eine enorme Rolle. Wie einfach sind Doppelkronen im Gegensatz zu einem festsitzenden Hufeisen zu reinigen? Und sorgt die bessere Mundhygiene nicht dauerhaft für ein weitaus geringeres Risiko für Mukositis und Periimplantits? Solche Aspekte müssen während der Planungsphase bedacht und vor allem im Patientengespräch erwähnt werden. So kann gezielt Einfluss auf den Entscheidungsprozess und das Outcome der prothetischen Rehabilitation genommen werden.