Die Therapiekonzepte bei Myopathien im Rahmen craniomandibulärer Dysfunktionen, aber auch die Herangehensweise bei Arthropathien sind das Thema des vierten Teils des Vortrags von Professor Johann Müller, München. Falls der okklusale Primärfaktor ätiopathogenetisch ursächlich für die Ausbildung der Myopathie ist, muss es stets das Ziel des Zahnarztes sein, eine Harmonisierung des Kausystems hervorzurufen.
Dies mündet in eine kausale Therapie. Ist dagegen die Okklusion nicht als Ursache anzusehen, erfolgt eine symptomatische Therapie zum Schutz des Kausystems. Die kausale Therapie besteht in der Regel in der Inkorporation einer zentrischen Schiene. Die zentrische Position ist dabei so wichtig, da sie eine maximale Entlastung der an der Mastikation beteiligten Weichgewebe ermöglicht. Ein dauerhaftes Tragen solcher Schienen ist dabei obligat, da nur auf diesem Wege eine langfristig physiologische Bisssituation erreicht werden kann.
Begleitend können Muskelrelaxantien (Diazepam), Analgetika (Ibuprofen), physikalische sowie physiotherapeutische Maßnahmen eingesetzt werden. Craniomandibuläre Dysfunktionen haben in circa 10 % der Fälle ihre Ursache in Arthropathien. Professor Johann Müller erläutert, welche intraartikulären Pathologien zu einer Arthropathie führen und durch welche diagnostischen Maßnahmen sie feststellbar werden. Liegt der Diskus anterior des Kondylus und stellt für diesen ein Hindernis dar, liegt eine Diskopathie vor, welche in den meisten Fällen für eine Arthropathie verantwortlich zeichnet. Die Kombination aus klinischer Funktionsdiagnostik und bildgebender Verfahren ist dann die Basis für das Einleiten therapeutischer Maßnahmen.
Das MRT stellt hier das diagnostische Mittel der Wahl dar. Es ermöglicht neben einer strukturellen Diagnostik, also der Sichtbarmachung einer Diskusverlagerung, auch eine Positionsdiagnostik der Kondylen. Der Therapieansatz basiert in der Regel auf dem biologischen Prinzip der funktionellen Adaptation. Der Diskus, der postnatal nicht vorhanden ist, und sich erst als funktionelle Struktur aus mesenchymalem Gewebe entwickelt, soll sich im Rahmen der Therapie neu bilden und sich den morphologischen Veränderungen des Kiefergelenks anpassen. Die Therapie von Arthropathien hat das Ziel, den Leidensdruck der Patienten zu reduzieren und die Belastbarkeit und Mobilität des Kiefergelenks wiederherzustellen.
Prof. Müller zeigt auf, welche diagnostischen Maßnahmen als Grundstein für ein erfolgsorientiertes Behandlungskonzept nötig sind. Prinzipiell gilt bei der Behandlung von Arthropathien folgender physiotherapeutischer Ansatz: Erst nach erreichter Stabilität der intraartikulären Strukturen darf eine Mobilisierung erfolgen. In der Regel kann dieses Therapieziel durch die Guided Disc Regeneration (GDR) erreicht werden. Diese macht sich das biologische Prinzip der funktionellen Adaptation zu Nutze und soll zu der Herstellung eines an die veränderte Gelenksmorphologie angepassten Pseudodiskus führen. Das therapeutische Mittel der Wahl stellt hierbei eine Distraktionsschiene dar, welche das Kiefergelenk durch artifizielle Spaltbildung zwischen Kondylus und Gelenkpfanne entlastet.
Ob eine Diskopathie, also eine Verlagerung des Discus articularis nach anterior vorliegt, muss im Vorfeld durch bildgebende Verfahren (MRT) und die Evaluierung pathologischer Gelenkgeräusche bei ex- und inkursiven Bewegungen durch ein Stethoskop ermittelt werden.