Die medikamentöse Einlage dient als temporäre Wurzelfüllung und soll zwischen der Aufbereitung der Kanäle und deren definitivem Verschluss seine desinfizierende Wirkung auf das endodontische Hohlraumsystem entfalten. Dr. Marco Schulze erlebte selbst Zeiten, in denen die medikamentöse Einlage für ihn keine Rolle spielte, da die damalige Studienlage ein einzeitiges Vorgehen, also die Trepanation, die Aufbereitung, die Spülung sowie den endgültigen Verschluss der Kavität innerhalb einer Sitzung als Goldstandard erachtete. Heute dagegen wird die medikamentöse Einlage wieder vermehrt eingesetzt. Sie sollte gewebeauflösend sein, Endotoxin neutralisieren und schmerzlindernd wirken. Präparate der Wahl sind vor allem Calciumhydroxid und Kortikosteroid-Antibiotikagemische. Calciumhydroxid denaturiert Proteine, löst Gewebe auf, inaktiviert Lipopolysaccharide und stimuliert die Hartsubstanzbildung. Kortikosteroid-Antibiotika-Gemische dagegen werden eher kontrovers diskutiert, da Kortikosteroide eine Immunsuppression hervorrufen, die ein Überwachsen pathogener Keime mit sich bringt, welches durch den antibiotischen Anteil des Präparats wiederum gehemmt wird. Eine bakterizide Wirkung bleibt somit wohl eher aus. Das früher und auch heute durchaus noch sehr beliebte CHKM wird aufgrund seiner potenziell toxischen Wirkung nicht mehr empfohlen. Paraformaldehydhaltige Pasten dagegen werden wegen ihres kanzerogenen Potenzials als obsolet eingestuft.