Die Distraktionsosteogenese kann unter bestimmten Umständen gerade bei ausgedehnteren Knochendefekten in der ästhetischen Zone eine probate Technik darstellen, um die Hart- und Weichgewebssituation in eine gute Ausgangsposition für eine Implantation zu bringen - und das nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch. Dr. Christian Hammächer, Aachen, zeigt einen solchen Fall von der Planung über die Einbringung des Distraktors bis zum Endergebnis. Der parodontal vorgeschädigte Patient war Ende 30 und Ex-Raucher. Der Zahn 11 war bereits verloren, der Zahn 12 als nicht erhaltungswürdig eingestuft. Der Ersatz von zwei benachbarten Zähnen in der Front ist ästhetisch schwierig, umso mehr, wenn es sich nicht um die beiden mittleren Inzisivi, sondern um zwei Zähne auf der gleichen Seite handelt: Es ist sowohl der interradikuläre Abstand geringer und damit die Papille gefährdeter, als auch in der Wahrnehmung die Asymmetrie zur anderen Seite deutlicher. Aus diesem Grund und aufgrund des Vorliegens eines sehr breiten Kieferkamms entschloss sich Dr. Hammächer zum Einsatz der Distraktionsosseogenese. Da bei dem Patienten auch ein außerordentlich dicker Gingiva-Typ zusammen mit einem sehr breiten Band an keratinisierter Gingiva vorlag, setzte er eine - vom konventionellen Vorgehen - abweichende Schnittführung ein. Im OP-Video zeigt Dr. Hammächer die krestale Schnittführung und die Präparation eines Mukoperiostlappens. Dies erlaubte eine bessere Übersicht, damit das Transportsegment entsprechend präpariert werden kann. Nach Markierung der späteren Osteotomielinie erfolgte die Vertiefung mit einem piezochirurgischen Instrument und die initiale Fixierung des Distraktors. Ganz entscheidend für den Erfolg ist, dass der Bewegungsvektor richtig ist; eine zu deutliche Bewegung nach palatinal muss vermieden werden. Hier kann auch eine entsprechende Interimsprothese beitragen. Nach Vertiefung der Osteotomie und der finalen Mobilisierung des Segments, das palatinal gestielt bleibt, wurde der Distraktor final angebracht und die Wunde so verschlossen, dass die Transportmechanik in die Naht integriert wurde. Nach fünf bis sieben Tagen Latenzzeit begann die einwöchige Distraktionsphase, der eine dreimonatige Konsolidierungsphase folgte. Nach Entfernung des Distraktors nahm Dr. Hammächer noch eine Nachaugmentation einiger Knochenlakunen mit Knochenersatzmaterial vor und inserierte sechs Wochen später die beiden Implantate. Ein Versuch, die Papille durch Provisorien auszuformen, fruchtete wenig, da die Papille schon durch die parodontale Vorschädigung verloren gegangen war. Dennoch konnte ein - gemessen an der Ausgangssituation - durchaus ansprechendes ästhetisches Ergebnis erreicht werden.